Heltau

Heltau, rumänisch Cisnădie, siebenbürgisch-sächsisch Hielt, liegt im Kreis Hermannstadt in Siebenbürgen, Rumänien, ungefähr 9 km Luftlinie südlich von Hermannstadt.

Folgende Trachen aus Heltau werden beschrieben:

1. Kirchentracht der Frauen
2. Kirchen- und Festtagstracht der Männer 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Tracht erst von den Männern und später auch von den Frauen abgelegt. Die Bürger begannen sich städtisch zu kleiden. Die folgenden Beschreibungen der Tracht basieren somit auf den wenigen existierenden schriftlichen und bildlichen Überlieferungen. 

1.Kirchentracht der Frauen

Auf dem Foto wird die Kirchentrachttracht der Frauen, gezeigt. Links ist eine junge, verheiratete Frau, welche ein Bockeltuch trägt, abgebildet. Auf der rechten Seite befindet sich ein Mädchen, welches einen Borten trägt. Die Kopfbedeckung wird entsprechend dem Alter der Trägerin und dem Anlass unterschieden. 

Einzelteile der Tracht:

– Der Borten ist eine Kopfbedeckung, die von jungen, konfirmierte Mädchen beim Kirchgang getragen wird. Er lässt sich als hohe, schwarze Samtröhre, von der hinten ein paar Bänder bis zum Rocksaum fallen, beschreiben.  

– Das Bockeltuch ist ein Schleiertuch, welches von verheirateten Frauen beim Kirchgang getragen wird. Es wird so über das Häubchen und das Kopfband gelegt, dass sich seitlich zwei hochgeraffte Falten über der Schläfe bilden. Der Schleier umrahmt das Gesicht, legt Falten um Hals und Schultern und bedeckt den Leibchenausschnitt. Das Tuch wird mit einer perlenverzierten Brokatnadel befestigt. 

  • – Die Haare werden streng nach hinten gebunden.
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  • – Eine bunte mehrreihige Perlenkette wird enganliegend um den Hals getragen. 
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  • – Beim Kirchgang wird gegebenen Falls ein Stoffmantel getragen. Dieser ist so breit wie der Rücken und wird über den Schultern mit zwei Bändern befestigt. 
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  • – Das weiße, weitärmlige Hemd fällt in feinen Falten bis zum Ärmelbündchen, das ein gezacktes Stickmuster ziert. Mit schmalen Seidenbändern werden die Ärmelbündchen festgebunden. Es befinden sich breite Faltenstickerei am Hals des Hemdes.  
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  • – Das Hemd wird mit einer Brosche geschlossen.
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  • – Über dem Hemd wird ein schwarzes, über der Brust geschlossenes, Leibchen getragen.
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  • Das reichverzierte, vergoldete Heftel hängt an einem Band über die Brust.
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  • – Über dem schwarzen, knöchellangen Rock wird eine hauchdünne, weiße Schürze getragen. Sie wird von feiner Tüllstickerei geziert.
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  • – Breite, farbige Seidenbänder werden oben über die Schürze gebunden. 
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  • – Der Spangengürtel wird hängend über den Seidenbändern getragen. Der Gürtel ist mit kostbaren Buntsteinen verziert und die Silberschließen sind vergoldet. 
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  • – Es wird ein buntes Gürteltuch auf der rechten Seite getragen.
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  • – Es wird eine schwarze blickdichte Strumpfhose und Stiefel mit gekräuselten Schäften getragen. 

 

Besonderheiten der Tacht:

  • – Die über dem Rock getragene Schürze ist hauchdünn. Sie besteht aus Tüll und ist mit aufwendigen, sehr feinen Musterungen bestickt.
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  • – Obwohl die Heltauer Tracht nicht von vielen bunten Stickereien geprägt ist, ist die Tracht farbenfroh. Dies ist auf das Gürteltuch und die bunten Seidenbänder zurückzuführen. 

2. Kirchen- und Festtagstracht der Männer

In Heltau wurde das heute typische sächsische Hemd und die charakteristische Krawatte nicht getragen. Das ist möglicherweise auf den frühen Zeitraum, in welchem die Tracht getragen wurde, zurückzuführen. 

Auf dem Foto wird die Kirchen- und Festtagstrachttracht der Männer um das Jahr 1850 abgebildet. 

Einzelteile der Tracht:

  • – Eine hohe Mardermütze mit rotem Tuchboden oder ein runder, breitkrempiger Hut wird auf dem Kopf getragen.
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  • – Für Fest- und Feiertag wurden in Heltau drei unterschiedliche Mäntel getragen:
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      •   1. Der Dolman ist ein wadenlanger (später knielanger) Mantel, der aus blauem Tuchbesteht. An den Ärmeln sind            hochrote Aufschläge angebracht. Der Dolman wird mit vielen Knöpfen und Schlingen bis zum Gürtel                          geschlossen. Über dem Mantel wird ein aus Wolle geflochtener, zweifarbiger Gürtel getragen. Ein weißer                    Hemdkragen liegt über dem Stehkraken des Dolmans.
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  •   2. Der Kirchenmantel (der Piёlz) besteht aus weiß gegerbtem Schafleder, einer nach innen gekehrte Fellseite                  und einem pelzverbrämten Stehkragen. 
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  •   3. Über dem Kirchenmantel wird gegebenen Falls einen aufwendig verzierten, weißen Umhang (der Rōk) getragen.        Dieser ist weite geschnitten und ist oben mit zwei Riemen befestigt. Der Umhang besteht aus feinem Wollstoff          und die Vorderkanten sind mit bunten Stoffapplikationen in stilisierten Blumenmotiven und dem Herstellungsjahr        verziert. Ein mächtiger Kragen bedeckt den ganzen Rücken. Die überlange schmale Schmuckärmel (Gastärmel)          hängen lose bis zum Mantelsaum.
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  • – Unter dem Mantel wird ein weitärmliges Hemd mit schön verziertem Hemdkragen und feine Durcharbeitung über der Brust getragen. 
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  • – Es wird eine Stiefelhose und Schaftstiefel getragen.