Dürrbach

Dürrbach, rumänisch Dipşa, ungarisch Dipse, siebenbürgisch-sächsisch Diirbooch*, liegt im Kreis Bistritz-Nassod (Bistriţa-Năsăud), an der Hauptstraße gelegen, 18 km südlich von Bistritz und 6 km nordwestlich von Tekendorf. Dieser Kreis wurde auch als „Nösnerland“ bezeichnet.

Das Nösnerland (auch Nösnergau) ist eine historische Region in Nord- Siebenbürgen angrenzend an das Reener Ländchen. Es ist der nördlichste Ausläufer des Königsbodens, zwischen den Flüssen Bistritz und Marosch. Der Hauptort des Gebietes war die Stadt Bistritz. Bis 1944 war das Nösnerland mehrheitlich von Siebenbürger Sachsen bewohnt. 

Folgende Trachten aus Dürrbach (Nordsiebenbürgen) werden beschrieben:

     1. Tracht für Mädchen (1920)

     2. Tracht für Jungen (1920)

     3. Die Tracht vor der Hochzeit im Jahr 1922

     4. Die Tracht vor der Hochzeit im Jahr 1939

     5. Die Tracht nach der Hochzeit 1939

1. Tracht der Mädchen (1920)

      • • Das Haar wurde zu einem Zopf geflochten und in der Regel als Kranz auf dem Kopf befestigt. Geschmückt mit einem weißen Bändchen mit einem Myrtenkranz.

• Eine weiße Bluse mit weiten Ärmeln, am Hals und an den Hemdsärmeln gesmokt und zusätzlich mit handgestickten Enden versehen.

• Darüber ein Leibchen aus Samt oder Leder und reichlich bestickt mit farbigen Blumen und anderen Ornamenten. Das Leibchen wurde nicht in den Rock gesteckt, sondern über dem Rock getragen.

• Um den Hals wurde eine dreireihige Perlenkette getragen.

• Der Rock besteht aus Samt und ist mehrreihig mit bunten Blumenornamenten bestickt.

• Darüber eine leicht durchsichtige schwarze Schürze, welche mit weißen Blumen bestickt ist.

• Seidenbänder bunt bestickt, wurden hinten an dem Leibchen befestigt und reichten bis Ende des Rockes.

2. Tracht der Jungen (1920)

  • • Die jungen Männer trugen im Sommer in der Regel keine Kopfbedeckung, Sonst war der Hut die normale Kopfbedeckung.
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• Ein weißes Hemd mit weitem Ärmel, welches am Kragen, Schultern und am Ende der Ärmel mit schwarzen Ornamenten bestickt war. Die Stickerei ist auch an der vorderen Knopfleiste vorhanden.

• Eine weiße Hose mit langen schwarzen Schaftstiefeln.

• Das Hemd wurde über die Hose getragen und mit einem reich verzierten breiten Gürtel mit Zirmarbeit (ca. 30cm breit) zusammengehalten

• Darüber wurde eine ärmellose Weste aus hellem Leder getragen. Sie war am Rand überall reich mit Stickerei besetzt, ebenso auf der Brustseite

3. Tracht vor der Hochzeit 1922

Das Bild zeigt ein Brautpaar aus dem Jahr 1922.

Braut:

    • Die Braut trägt eine Tracht, ähnlich wie bei 1.)  aber mit einer weißen bestickten Schürze.
    •  

• Dazu den Borten mit einem Myrtenkranz geschmückt, aber nur bis zur Trauung, danach wird die Haube als Zeichen der verheirateten Frau getragen.

• Der Rock besteht aus dunkelblauem Samt und ist mehrreihig mit bunten Blumen- und anderen Ornamenten bestickt.

• Eine weiße Bluse mit weiten Ärmeln, am Hals und an den Hemdsärmeln gesmokt und zusätzlich mit gestickten Enden versehen.

• Darüber ein ledernes Leibchen mit einer bunten Stickerei. Es wird über dem Rock und Schürze getragen.

• Dazu wurde eine mehrreihige Perlenkette getragen.

Bräutigam:

• Der Mann trägt ein langes weißes Hemd, welches an Ärmeln in Schulternähe und an den Enden, sowie am Kragen reich mit schwarzen Ornamenten bestickt ist.

• Mit einem breiten Ledergürtel (ca. 30 cm breit), ebenfalls mit Stickereien (Zirmarbeit) verziert, wird das Hemd zusammengehalten.

• Dazu wird  eine weise Hose aus dickem Leinenstoff getragen welche in hohen Schaftstiefeln gesteckt wird.

• Das Hemd wird offen über der Hose getragen.

Nach der Hochzeit trug dann die Braut eine Samthaube, gestickt und mit Perlen besetzt.

4. Tracht vor der Hochzeit 1939

Braut:

• Die Braut trägt als Zeichen einer unverheirateten Frau den zylindrischen Borten der aus schwarzem Samt besteht und oben mit einem Myrtenkranz geschmückt ist. An den Borten sind hinten Samtbänder mit gesticktem Blumenmuster befestigt.

Eine weiße Bluse mit weiten Ärmeln am Hals und an den Hemdsärmeln gesmokt und zusätzlich mit gestickten Enden versehen. Um den Hals ein breiter rund gehäkelter  weißer Spitzenkragen.

Darüber ein dunkelrotes, an den Rändern und auf der Brustseite gesticktes Samtleibchen.

Der Ärmelausschnitt und der untere Leibchen-Ausschnitt ist zusätzlich mit Tüllspitze geschmückt. 

Der Trachtenrock ist aus dunkelblauem schwerem Samt. Bestickt mit drei Reihen farbigen Blumenmuster.

Darüber eine schwarze leicht durchsichtige Schürze, an den Rändern mehrfach mit blumigen Mustern bestickt.

 

Bräutigam: 

Der Mann trägt eine schwarze Pritschenhose mit hohen schwarzen Schaftstiefeln.

Eine kurze schwarze Jacke mit doppelter Knopfleiste.

Darunter ein weißes Hemd mit weitem Ärmel, welches am Kragen, Schultern und am Ende der Ärmel mit schwarzen Ornamenten bestickt ist. Eine längliche Stickerei ist auch an der vorderen Knopfleiste vorhanden. Das Hemd wird in der Hose getragen.

Eine schwarze Pritschenhose welche in hohen schwarzen Schaftstiefeln gesteckt wird. Die Hose wird mit einem normalen schmalen gestickten Ledergürtel gehalten.

Dazu ein kurzes doppeltes Halstuch (Krawatte). Dieses sogenannte Halstuch bzw. Krawatte besteht aus bunt besticktem schwarzem Samt.

Ist dieser Zeit wird die Männertracht von den damaligen politischen Verhältnissen beeinflusst (siehe schwarze Pritschenhose und kurze schwarze Jacke)

5. Tracht nach der Hochzeit 1939

Die verheiratete Frau:

Gefällig und reizvoll wirkt die schwarz-weiße
Sommertracht aus dem Nösnerland. Die Frau trägt die sogenannte weiße Tracht, sie wurde, wie schon erwähnt, auch als
 „Sommertracht“ bezeichnet. Zu dem hauchdünnen Hemd mit zarter Halskrause und Schürze mit Spitzengewebe wird ein Mullrock über mehrere gestärkten Unterröcke getragen.

          Die Haare zu einem Zopf oder Dutt versehen und
am Hinterkopf getragen. Die Frau trägt jetzt nach der Trauung eine Haube mit bunten Stickereien und mit Perlen reich verziert als Zeichen der verheirateten Frau.

         Farbenreichtum dieser Tracht ist in dieser kleinen
Samthaube sichtbar, deren Nähte perlenbesetzt sind.

          Eine dünne weiße Bluse mit Stickereien am gesmokten
Kragen und Ärmelenden, sowie vorne an der Knopfleiste mit Stickereien versehen.

        • Die Bluse wurde über dem Rock und Schürze
getragen.

         Der weiße Rock reich verziert mit Flach-Stickereien.

         Darüber eine dünne durchsichtige weiße Schürze
und ebenfalls mit Flach-Stickereien versehen. 

Der verheiratete Mann: 

• Der Mann trägt, wie vorher beschrieben, das weiße bestickte Hemd in der schwarzen Pritschenhose und hohe schwarze Schaftstiefel. 

• Dazu ein kurzes doppeltes Halstuch (Krawatte). Dieses sogenannte Halstuch bzw. Krawatte besteht aus bunt besticktem schwarzem Samt mit schwarzen Seidenfransen umsäumt.

Besonderheiten: 

 Die Tracht der Nordsiebenbürger wird auch als „Nösner Tracht“ bezeichnet, da früher Nordsiebenbürgen auch als Nösner Land bezeichnet wurde. 

 Die verwendeten Stoffe, insbesondere die weißen Stoffe, sind in der Regel aus selbst herstellten Leinentuch, wobei die Blusen aus Baumwolle gearbeitet sind. 

 Die Trachtenröcke sind aus Samt. 

 Die Stickereien an den Ärmeln, Schürzen etc. sind als Kreuzstich-Handarbeit mit schwarzem Garn gefertigt. 

 Alle Stickereien, auch auf den Bändern, sind in Handarbeit kunstvoll gefertigt. Nicht alle Frauen beherrschten die Kunst der Handarbeit. 

 Der Preis für eine Tracht betrug auf dem Land zur damaligen Zeit (in den Jahren 1930 – 1940) 1 bis 2 Ochsen je nach Machart.

 

Allgemein:

Die Nordsiebenbürger konnten auf ihrer Flucht gegen Ende des Krieges ihre wertvollen Trachten teilweise retten. Da in Österreich und in der Bundesrepublik Deutschland an manchen Orten  in den Jahren nach dem Kriegsende geschlossene Siedlungen entstanden, war die farbenfrohe Nösner Tracht bei allen Festveranstaltungen auch ein Ausdruck ihrer Zusammengehörigkeit. Das galt auch in Kanada und in den Vereinigten Staaten. Inzwischen sind die Nordsiebenbürger nach über 76 Jahren so stark integriert, dass die Nachkommen zum großen Teil in der Gemeinschaft der Staaten aufgeht.

Dürrbach 6

 

 

 

 

 

 

Geschwisterpaar 1941

Diese Tracht wurde vom Verfasser beschrieben.

Die Jugend von Dürrbach 1941, viele Männer waren zu diesem Zeitpunkt im Krieg

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Bluse wie beschrieben.

 

 

 

 

 

Oberteil der Bluse.

Das Leibchen im Detail (wie beschrieben)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Trachtenrock mit Details

 

 

 

 

 

Die Schürze mit Details 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bänder 

Trachtenbilder von 1994, 2009 und 2019