Großpold
Großpold, rumänisch Apoldu de Sus, siebenbürgisch-sächsisch Gruisspuult, liegt im Kreis Hermannstadt in Siebenbürgen, Rumänien, ungefähr 23 km Luftlinie südöstlich von Mühlbach und 25 km westlich von Hermannstadt.
Großpold ist von den drei Landlerdörfern das kleinste und auch jenes, das von Hermannstadt am weitesten entfernt liegt. Die hier angesiedelten Landler stammen hauptsächlich aus der zweiten (1752–54) und dritten (1776) Transmigrationswelle und kamen daher vorwiegend aus Kärnten (Himmelberg, Paternion, Spittal an der Drau, etc.) und der Steiermark (Murau, Stadl an der Mur).
Folgende Trachten aus Großpold werden beschrieben:
1. Großpolder Mädchentracht
2. Großpolder Männertracht

1. Großpolder Mädchentracht
Im folgendem wird die Großpolder „Mädchentracht“ beschrieben, wie sie von einer jungen unverheirateten Frau getragen wird. Auf dem Foto abgebildet ist die Sommertracht an einem Sonntag. Ursprünglich wurde diese Tracht mit weißen Strümpfen und Riemchen-Halbschuhen getragen, wurde aber von Feinstrümpfen abgelöst.
Im Unterschied zu den anderen Landlergemeinden Großau und Neppendorf, verschwand die sächsische Tracht zwischen den beiden Weltkriegen und die landlerische Tracht wurde zur Ortstracht.
Einzelteile der Tracht:
– Die Haare werden streng nach hinten geflochten (ursprünglich mit Mittelscheitel und erst ab der braunen Masche nach unten geflochten), im Nacken wird eine „braune Masche“ an den Zopf gebunden, ein weißes Band wird am Ende des Zopfes eingeflochten und zu einer Schleife gebunden.
– An der weißen Schleife wird ein Band (kstikts pantal) aus meist schwarzem Samt befestigt, auf dem mit bunter Seide Blumenmuster gestickt und am unteren Rand des Bandes goldene Fransen aus steifen Schnüren befestigt sind.
– Das feine weiße Hemd ist aus weißer Leinwand genäht, der Ärmeleinsatz und der Ärmelrand sind in feinem Muster gereiht, den Ärmelrand der weiten Puffärmel ziert ein buntes Perlenmuster, an dem Knopf, der den Ärmel schließt wird eine kleine rote Schleife gebunden.
– Man trägt einen weißen Unterrock.
– Das Leibel ist ein Mieder aus dunkelblauem oder dunkelrotem, einfarbigem Samt, manchmal auch aus schwarzer oder dunkelblauen Seide und mit kleinen Blumenmuster bestickt (Foto), es hat sechs Knöpfe von denen beim Tragen aber nur die unteren drei geschlossen werden.
– Das seidene Halstuch ist quadratisch und wird zum Dreieck gefaltet unter dem Leibel getragen, es wird eng bis zum Hals verschlossen und dort mit einer Nadel oder Brosche zusammen gehalten, ein Stück des Tuches und die Fransen liegen über den Schultern, die Tücher haben auf einen blauen, violetten oder rotbraunen Grund ein großes Blumenmuster (Bild: neues Tuch).
- – Der dünne gefalteter Rock (kfoltntar kital) ist aus schwarzem Kammgarn, in vielen feinen Falten gelegt, vorne wo die Schürze ihn bedeckt sind keine Falten, er reicht bis unter die Wade.
- – Die weiße bestickte Schürze ist aus sehr feiner Leinwand genäht und mit weißer Stickerei verziert, rundherum wird eine breite bestickte Spitze angenäht, oft ist mittig ein Kränzchen gestickt mit dem Monogramm der Besitzerin und Jahreszahl.
Besonderheiten der Tracht:
– Die Großpolder Tracht ist an sich eher schlicht gehalten, besticht aber durch viele kleine Details wie den vielen handgestickten Feinheiten in Leibl und Samtband
– Gerade die Mädchentracht bietet je Anlass sehr viele unterschiedliche Facetten, so gibt es neben dem klassischen schwarzen Rock auch blaue und weiße Röcke die dann mit bunten Schürzen getragen werden und am Kragen aufwändig bestickte Brustleibel (z.B. zum Tanz).
Besonderheiten der Gegend:
Die Großpolder Tracht ist in der Gegend einzigartig, zeigt einige Parallelen zu anderen Landlertrachten aber auch große Unterschiede zum Beispiel bei der Trageweise des Halstuches und Leibels aber auch bei der fehlenden Kopfbedeckung.
Quelle: Landler- Vergessene altösterreichische Tracht in Siebenbürgen, Herausgeberin Lore-Lotte Hassfurther, Wort und Welt Verlag 1989


2. Großpolder Männertracht
Die Großpolder Männer gingen ab Mitte des 20. Jh. nur noch sonntags in Tracht. Die unverheirateten Männer hatten die gleiche Tracht wie die älteren Männer, trugen zusätzlich nur ein besticktes Band am Hut und die Masche (siehe unten) war aus hellerem Stoff als bei älteren Männern. Im Unterschied zu den Landlergemeinden Großau und Neppendorf ist in Großpold die sächsische Tracht ungefähr zwischen den beiden Weltkriegen verschwunden und es folgte die Verallgemeinerung der Landlertracht mit den vorherrschenden Farben schwarz und weiß, die deutlich schlichter ist als die sächsischen Trachten in Siebenbürgen. Die Fotos zeigen die Großpolder Sommertracht an einem Sonntag. An kirchlichen Feiertagen, Hochzeiten usw. wurde zusätzlich der Kirchenrock angezogen.
Einzelteile der Tracht:
- – Hut – breitkrempiger schwarzer Filzhut mit Hutband (ca. 2,5 cm breit) das bei jungen Männern mit Blumenornamenten bestickt ist und von dem grüne Schnüre mit Quasten herabhängen.
- – Die Haare wurden kurz geschnitten getragen, die Männer mussten immer rasiert sein, nur ein Schnauzer war erlaubt (hatten meist die Sachsen).
- – Masche – kleine Krawatte in Schmetterlingsform (ca. 4,5cm hoch, oben ca. 3cm breit und unten ca. 5cm breit) aus Seide und mit Seidenfaden oder Perlen bestickt. Je jünger die Männer sind, desto heller der Stoff der Masche.
- – Hemd – feines, weißes Baumwollhemd mit ca. 5cm breitem Kragen unter dem die Masche mit einem dünnen Band befestigt wird. Keine durchgehende Knopfleiste, nur ca. 20cm lange Öffnung, die von drei Knöpfen geschlossen wird. Diese Leiste wird durch das eingestickte Monogramm des Trägers abgeschlossen.
- – Leibel – Weste aus feinem, schwarzem Wollstoff, mit weißem Wollstoff gefüttert. Auf der Brust beidseitige je eine Reihe von 9-10 goldgelb glänzenden Metallknöpfen, von denen höchstens die unteren zwei beim Tragen geschlossen werden. Schmaler Kragen und jeweils eine Tasche auf jeder Seite. Bei Leibel, Jacke und Kirchenrock war es wichtig, dass alle Teile die gleichen Knöpfe mit selben Symbol hatten.
- – Dünne Hose – eine aus dünnem, schwarzem Wollstoff genähte Stiefelhose.
- – Gürtel – schwarzer Ledergürtel, später wurden teilweise die bunt bestickten sächsischen Gürtel getragen.
- – Stiefel – Schwarze Lederstiefel mit hohen, steifen Schäften („Röhrenschuhe“).
- – Im Winter werden noch die sog. „Guip“ unter dem Leibel und über dem Leibel noch das „Röckel“ getragen. Diese Trachtenstücke sind beide ebenfalls aus schwarzem, feinen Wollstoff mit 8 (bei der Guip) bzw. beidseitig 9-10 (beim Röckel) goldgelb glänzenden Metallknöpfen. Das Röckel bleibt beim Tragen geöffnet obwohl es Knopflöcher gibt. Das Röckel hat einen ca. 4cm hohen Stehkragen und deckellose, bestickte Taschen. Die Guip ist kragenlos.
- Besonderheiten der Tracht:
- Die Tracht der Landler ist generell sehr schlicht, insbesondere die der Herren.
Besonderheiten der Gegend:
Obwohl die Landlertracht sich im Laufe der Zeit auch verändert hat und auch von anderen siebenbürgischen Trachten beeinflusst wurde, bleiben sie deutlich verschieden von den Trachten aller anderen Gruppen des gleichen Gebiets. Sie sind einfacher und deutlich weniger farbenfroh als die siebenbürgisch-sächsischen. Zu den Trachten der anderen Landlergemeinden Neppendorf und Großau gibt es sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten, wie zum Beispiel die vorherrschenden Farben schwarz und weiß.
Quellen:
– Landlerbüchlein, Autor Martin Bottesch, Verlag CENTRAL, 2004.
– Landler – Vergessene altösterreichische Tracht in Siebenbürgen, Herausgeberin Lore-Lotte Hassfurther, Wort und Welt Verlag 1989.

